Energieexperte Dirk Rosinski: Endspiel um Öl- und Gasressourcen?

Seit einiger Zeit hat sich der  Preis bei rund 100 US-Dollar je Barrel Öl der Sorte Brent  eingepegelt (Link: http://www.finanzen.net/rohstoffe/oelpreis).  Das ist deutlich geringer als beispielsweise noch in 2008, als er bei über 140 US-Dollar lag. Es gibt Experten, die behaupten, der Preisrückgang habe etwas mit den zusätzlich entdeckten bzw. förderbaren Öl- und Gasreserven zu tun. Tatsächlich gibt es eine Vielzahl von Faktoren, die den Öl- und Gaspreis beeinflussen. Am wahrscheinlichsten ist dabei das Argument, dass deren Preise direkt an die wirtschaftliche Entwicklung angekoppelt sind. Dass es eine direkte Verbindung der Energiepreise mit deren Verfügbarkeit gibt, wird zwar diskutiert, findet aber in der Breite keine Zustimmung. Dies auch vor dem Hintergrund, dass die Frage nach den vorhandenen Öl- und Gasreserven erkennbar in beide Richtungen geht: während die einen von einer globalen Öl- und Gasschwemme sprechen,  äußern sich andere –  wie beispielsweise die Internationale Energieagentur (IEA) –  deutlich zurückhaltender und sprechen von einem Endspiel um die Öl- und Gasressourcen.

 

So bestätigte die IEA in ihrem „World Energy Outlook“,  das unsicher ist, oder dass Erdöl und Erdgas der kommenden Jahre herkommen soll, um den künftigen Bedarf zu decken. Moniert wird, dass die Vertreter „nahezu unbegrenzter Energievorkommen“ belastbare Antworten schuldig bleiben. Zudem sei die Frage erlaubt, ob es überhaupt der richtige Weg ist, in den kommenden Jahrzehnten die Verwendung von Öl und Gas zur Weiterentwicklung der Gesellschaften voranzutreiben.  Dabei ist klar, dass diese beiden Rohstoffe auch in den kommenden Jahren maßgeblich zur Versorgung der Weltbevölkerung beitragen. Es ist jedoch genauso wichtig, sinnvolle Alternativen zu entwickeln und umzusetzen. Die Natur und das Klima werden es uns danken. So warnten bereits 2007 führende Wissenschaftlern vor nahezu apokalyptischen Folgen, wenn wir mit dem Verbrauch von Erdöl  so weitermachen wie bisher (Link: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/alarmierende-szenarien-forscher-warnen-vor-oel-und-klima-apokalypse-a-515902.html).

 

Wie ist das aber nun mit dem Preis von Öl und Gas? Wie bereits oben angedeutet gehen viele davon aus, dass diese seit 2008 rückläufig sind, weil der Verbrauch in den so genannten reichen Ländern zurückgegangen ist. Nicht zuletzt die hohen Energiepreise waren es, die die Krise in Europa und in den USA noch verstärkt haben – unter den Folgen der Finanzmarktkrise leiden wir ja bis heute noch. Im Zuge dessen konnten Schwellenländer wie China, Indien und Russland ihren Verbrauch erhöhen, ohne dass sich dieser Effekt zu stark auf die Preise ausgewirkt hätte. Seit kürzerem ist aber auch deren Entwicklungsschub gebremst, so dass auch von dieser Seite kaum Auswirkungen auf die Energiepreise zu erwarten sind. Dennoch gehen viele von ansteigenden Preisen aus. Der Grund ist so alt wie bekannt: wir müssen einfach von einer geologisch bedingten Verknappung  zumindest von Erdöl in den kommenden 20 Jahren ausgehen. Diese Zeit sollten wir nutzen, Alternativen zu entwickeln. Wenn wir dies nicht freiwillig machen, dürfen uns weiterhin steigende Preise hierzu zwingen.