Solarbertrug aus Franken? Interessante Veröffentlichung

In den letzten Wochen erreichen uns immer mehr Anfragen zu fragwürdigen „Finanzanlagen durch Verpachtung von Solaranlagen“. Solarprofis bemerken meist auf den ersten Blick, dass hier schwarze Schafe aktiv sind. Daher warnen Sie bei Bedenken Ihre Kunden, sich nicht auf solch windige Geschäfte einzulassen.

Vorweg: Es gibt viele seriöse Solarfonds und Direktinvestitionen in Solaranlagen, die mit geprüften Fonds und der notwendigen Markterfahrung gute Produkte anbieten. Echte Gemeinschafts- und Bürgeranlagen sind durch seriöse Anbieter schon seit mehr als einem Jahrzehnt erfolgreich am Markt etabliert.

Im Folgenden wird aber vor einem „Kapitalangebotssystem“ gewarnt, das mittels mehrerer hundert Vermittler gegenwärtig in den Markt drängt und seine Anleger mit hoher Wahrscheinlichkeit in finanzieller Not bringen wird. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistung (BaFin) ist für solche „grauen“ Angebote nicht zuständig, weil eine Prospektpflicht nicht vorliegt. Zahlreiche Markt- und Finanzexperten warnen vor diesem im Folgenden beschriebenen „Angebot“ nachdrücklich.

Solaranlage ohne eigenes Dach

Gegenwärtig wird über verschiedene Finanz-Vertriebsgesellschaften in ganz Deutschland (zurzeit z.B. in Franken) ein „steuergünstiges Solar-Investitionsangebot“ auf fremden Dächern (meist zwischen 2,4 kWp und 20 kWp-Leistung) angeboten. Die Modultypen und sonstige Komponenten bleiben in der Beschreibung meist sehr vage. Im vorliegenden Fall kauft der Anleger eine Solaranlage und verpachtet diese für einen festen Zeitraum an eine Gesellschaft zurück. Diese Gesellschaft verpflichtet sich als Nutzerin gemäß Vertrag zur Zahlung einer festen monatlichen Pacht über 20 Jahre und übernimmt die Nebenkosten der Anlage. Die versprochen Gewinnen sind als sehr stattlich zu bezeichnen. Das Konzept erscheint zunächst für „Anleger“ attraktiv, die kein geeignetes Dach für eine Solaranlage zur Verfügung haben, aber dennoch in Photovoltaikanlagen investieren möchten.

Quadratur des Kreises

Der Stromertrag soll im Schnitt von 20 Jahren meist bei weit über 1000 kwh pro kWp betragen. Teilweise wird ein Dachnachführungskonzept bzw. Trackingsystem (von der Sinnhaftigkeit bei einer Dachanlage mal abgesehen) versprochen, um den hohen Ertrag über zwanzig Jahre zu rechtfertigen. Dieses aufwändige System passt aber überhaupt nicht zum verstärkt angebotenen „Dumpingpreis“, der zugleich besonders innovativen aber günstigen Module. Zudem wird u. a. mit fragwürdigen Steuerargumenten gelockt, was bei Investitionen für eine Solaranlagen im Verlauf der nächsten 20 Jahre und wegen der EEG-Vergütung nicht relevant erscheint. Die dem Käufer defacto angebotene Solaranlage ist einfachster Bauart und meist nur ein Teil einer großen Gesamtsolaranlage, wobei in der Regel unklar bleibt, wie die Trennung der Anlage (sicherer Grundbucheintrag, Ermittlung des Ertrags der Teilanlage) erfolgen soll. Den erzielten Gewinn soll der Investor in einigen Fällen zudem gleich wieder in einen firmeneigenen Rentenfonds oder ähnliches anlegen, damit die Gewinne sicher für die Zukunft verwahrt werden.

Kurzsichtiges Konzept

Die ersten PV-Anlagen waren für Ende 2009 avisiert, die „Hauptlieferungen“ sind im „Verlauf des ersten Vierteljahrs 2010“ geplant. Referenzanlagen gibt es so gut wie nie. Offenbar werden Investoren, die schon vor einigen Monaten Gelder eingezahlt haben, dadurch beruhigt, dass schon erste kleine monatliche Rückzahlungen oder die Erstattung der Mehrwertsteuer erfolgen, ohne dass die „geplante“ Solaranlage am Netz ist. Der „Schneeball“ ist ins Rollen gekommen. Denn: „Altkunden“ oder professionelle Finanzvertriebsdienstleister sollen neue Kunden werben, um das System zunächst am Laufen zu halten. Das Konstrukt ist so aufgebaut, dass die geworbenen Kunden früher oder später Probleme bekommen sollten, denn über die laut Angebot notwendigen 20 Jahre ist dieses System nicht zu halten, auch wenn die Solaranlagen auf den „fremden Dächern“ tatsächlich gebaut werden sollten, was unklar erscheint. Selbst wenn die Solaranlagen wirklich errichtet werden: Im Fall einer Insolvenz des Pächters muss der Erwerber der Kapitalanlage sämtliche Unterhaltskosten selbst tragen. Das Modell gerät dann schnell in Unterdeckung, da die versprochene Stromausbeute nicht erreicht wird. Die Finanzfalle schnappt zu.

Geld anlegen mit kühlem Kopf

Die Anbieter sind erst seit kurzem am Markt bzw. sie besitzen schlechte oder keine Marktreferenzen. Die Endkunden bzw. Privatanleger glauben faktisch mit wenig Aufwand den schnellen Euro zu erzielen, übersehen aber das problematische Grundkonstrukt, das offensichtlich nur als „Schneeballsystem“ eine gewisse Zeit funktionieren kann. Ein Schneeballsystem ist für eine anvisierte Geldanlage von 20 Jahren katastrophal. Ohnehin ist das Angebot für solarkundige Personen nicht attraktiv, weil es viel sinnvollere und sicherere Alternativen von etablierten Solar- oder Fondsgesellschaften gibt.

Grundsätzlich sollten Sie sich nicht auf Angebote einlassen, die traumhaft viel versprechen. Kaufen Sie nicht die „Katze im Sack“: Investieren Sie in keine Geldanlage, die sie nicht überblicken können. Überprüfen Sie kritisch zum Beispiel den genannten Ertrag der Anlagen mit den entsprechenden kostenlosen Programmen im Internet. Es gibt zahlreiche Alternativen im Markt, die seriös sind. Auch in der Solarbranche gibt es kein leicht verdientes Geld. Nur wer sich gut informiert und tlw. auch bauliche Verpflichtungen übernimmt, hat eine nachhaltige Anlage getätigt.

Quelle: solarbetrug.net